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Die Gesellschaft, dieses Riesenvieh, also wir, strengt sich an und schreit, da sie Böses vor sich vermutet. Die Zukunft liegt in Trümmern, meint sie, und ruft dazu auf, die Ärmel hochzukrempeln, in die Hände zu spucken, ganztags und mehr zu arbeiten, leistungswillig zu sein. Oder aber meint, dass ohnehin alles zu spät sei, rette sich wer kann, Notvorräte bunkern, Waffen. Ich verlasse die Oberfläche und begebe mich dorthin, wo das Tier sein Zwerchfell hat. Ich krieche ihm ins Gewebe. Darunter verhangener Sonnenschein. Filz. Feuchtigkeit. Trägheit. Hierhin möchte ich Licht einlassen. Lüften. Obenauf in den Wortgeschwadern qualmen die Emotionen mit, die hier ihren Ursprung haben und jedes Wort färben. Was unten brodelt und stinkt, macht den Wortlaut aus. Die Menschen lesen Gefahr heraus. Der Wortlaut mahnt zur Vorsicht. Desgleichen geschieht bei Schönrederei, also dem Versuch, Eindruck, nämlich einen guten, empathischen zu machen, ohne selbst gute Absichten zu hegen, ohne selbst empathisch zu sein. Wir spüren, das ist nicht er, oder sie, nicht der Mensch, der spricht. Den verqualmten und dem schöngefärbten Reden und den Menschen, die solches sagen, muss entgegnet werden: »Was meinst Du damit? Wie stellst Du Dir Leben, gutes Leben vor? Für wen?« Holen wir stets den anderen, falls er sich von Emotionen reiten lässt, darunter hervor-, falls er vom hohen Ross aus schönredet, herunter. Und nun die Dinge benennen, eine Vision, einen Ausblick versuchen. Wieder und wiederum. Formulieren: Gutes Leben für alle – oder die meisten – hundert Prozent wäre vermessen – ist möglich. Falsch ist, dass gutes Leben erhöhten – oder weiterhin so hohen – Ressourceneinsatz und Naturverbrauch benötigt. Vom Wohlstand, der so begriffen wird, dass dieser nur eintritt, wenn die Wirtschaft wächst mit all den derzeitigen Begleiterscheinungen, wie steigender Verbrauch an Energie, Wasser, Boden usw., müssen wir uns verabschieden. Lösen. Minus 50 % als Überschlagsgröße bei den Verbrauchswerten, die wir gesamt zu verantworten haben, sind für uns Mitteleuropäer:innen bei guter, möglicherweise sogar besserer Lebensqualität machbar. Sitzen zwei statt einem im Auto auf der Fahrt zur täglichen Arbeit, so werden minus 50 % erreicht. Leute, die jährlich Fernreisen mit dem Flugzeug unternehmen, dies aber auf einen zweijährigen Rhythmus strecken, leisten minus 50 %. Beim Bauen und Wohnen reduzieren wir durch moderne Dämmmaßnahmen und Konzepte noch mehr. Zu Fuß, Rad, Öffi statt Auto. Wo unverzichtbar auf elektrisch umstellen, Autos gemeinsam nutzen, Carsharing. Vorhandenes reparieren, renovieren und nutzen, statt mehr zu konsumieren. Minus 50 % Verbrauch, plus 100 % gewonnene Lebensqualität. Wir müssen auf nichts verzichten, das wichtig oder wesentlich für sinnerfülltes Leben ist. Der sogenannte Wirtschaftsmotor wird dann anders brummen. Zwischendurch holpern oder stocken. Wir brauchen die Transformation, die weise genug konzipiert und angelegt ist, damit dabei keine Bevölkerungsgruppe unter die Räder kommt. Innerhalb dieser Transformation wird es nötig sein, dass diejenigen, die viel haben, mehr abgeben als die Besitzlosen oder Besitzarmen. Wir müssen zuhören, sprechen, erklären. Verstehen. Wir müssen uns über manche Ansichten einig werden. Wir Menschen auf dem Erdball – also auch in Österreich, in Europa – sind gleich viel wert. Jede und jeder. Wir sind fähig, empathisch zu sein, eben menschlich. Auch gegenüber den Pflanzen, Tieren und der sogenannte anorganische Welt. Wer hat nicht schon einmal eine alte Muschelschale oder einen schön geformten Stein in der Hand gehalten und gestaunt? Darüber müssen wir reden. Das kommunizieren – also darüber in Verbindung mit anderen treten. Die derzeitige Wirtschaftskrise soll uns nicht verblenden. Und den Apokalyptiker:innen unter uns muss widersprochen werden. Krieg und Vernichtung, Trümmerhaufen als Neubeginn sind keine Option und auch kein Naturgesetz. Wir haben das zu verantworten, denn auch Kriegstreiber:innen, Sadist:innen, Machtgeile sind unter uns. Die bereits verletzten Seelen müssen geheilt, die angerichteten Trümmerhaufen müssen aufgeräumt werden. Das gilt auch für die von uns nicht unmittelbar beeinflussbaren Naturkatastrophen. Sinnstiftende Aufgaben genug. Dem Nachbarn zu helfen, dem das Auto nicht anspringt und dessen Kind auf Abholung wartet, zählt dazu. Direkt, effektiv, spontan. Im Kleinen und im Großen. Groß und Klein brauchen unterschiedliche Sprechweisen, um das zu verstehen. Wobei das für Kinder gut Gesprochene und Erklärte meist auch sehr tauglich für Erwachsene ist. Auch unsere Kinder können von Steuerwesen, Sozialstaat, Gesundheitswesen mehr verstehen als bislang angenommen und so in eine verantwortliche Rolle mit guten Aussichten hineinwachsen. Die Erwachsenen werden mitgenommen.